Jüdisches Leben in Deutschland

„Ich hatte einst ein schönes Vaterland …“
Jüdisches Leben in Deutschland

Musik von Felix Mendelssohn Bartholdy, Alexander Zemlinsky, Denès Agay, Jacques Ibert, Pavel Haas (u. v. m.)  
Rezitation: Roman Knižka
Dramaturgie: Kathrin Liebhäuser
Dauer des Konzerts: ca. 90 Minuten (mit Pause ca. 110 Minuten)

Mascha Kaléko (1907 – 1975)

Vor über 1700 Jahren begann die jüdische Gemeinschaft nachweislich damit, auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands ihre Heimat zu suchen. Das Jahr 321, aus dem die älteste überlieferte Urkunde einer jüdischen Ansiedlung in Köln stammt, ist der historisch belegte Beginn einer komplexen und wechselvollen jüdisch-deutschen Beziehung, geprägt von Zeiten der Blüte, aber auch von Hass und Gewalt.

Von Beginn an prägten Jüdinnen und Juden die deutsche Geschichte. Im 18. Jahrhundert wurde ein besonders bedeutsames Kapitel jüdisch-deutscher Historie aufgeschlagen: Der vierzehnjährige Moshe ben Mendel wanderte im Herbst 1743 von seiner Heimatstadt Dessau nach Berlin. Innerhalb weniger Jahre wurde aus dem streng orthodox lebenden Juden einer der bedeutendsten Philosophen der Aufklärung, dem sein Freund Gotthold Ephraim Lessing im Versdrama „Nathan der Weise“ ein Denkmal setzte. Lange Zeit galt die Ankunft Moses Mendelssohns in Berlin als Beginn einer glanzvollen „deutsch-jüdischen Epoche“. Auch wenn dieser Begriff verklärend und nach Meinung vieler sogar grundlegend falsch ist, so ist doch unbestreitbar, dass jüdische Frauen und Männer in den kommenden 200 Jahren nahezu alle Bereiche deutscher Kultur prägten, bis das nationalsozialistische Regime dem auf furchtbare Weise ein Ende setzte.

„Ich hatte einst ein schönes Vaterland …“ 

Mit diesem Zitat Heinrich Heines beginnt das Gedicht „Im Exil“ von Mascha Kaléko, das im Jahr 1943 veröffentlicht wurde. Die jüdische Dichterin, die 1938 vor den Nationalsozialisten in die USA floh, thematisierte in diesem wie in vielen anderen Werken ihr Heimweh nach Deutschland. Sie ist gemeinsam mit ihrem Geistesverwandten Heinrich Heine die Namensgeberin dieses literarischen Kammermusikabends, der einen Ausschnitt der überaus reichen und komplexen jüdisch-deutschen Kulturgeschichte darstellen möchte. Roman Knižka liest aus Texten jüdischer Autorinnen und Autoren deutscher Sprache, darunter u.a. Moses Mendelssohn, Heinrich Heine, Ludwig Börne, Else Dormitzer, Anita Lasker-Wallfisch und Mascha Kaléko. Neben literarischen Werken stehen autobiographische Zeitzeugnisse: Berichte über jüdischen Alltag im 19. und 20. Jahrhundert, die von der faszinierenden Vielfalt jüdischen Lebens auf deutschem Boden ebenso berichten wie über zunehmenden Antisemitismus bis hin zur Entrechtung, Vertreibung und Vernichtung deutscher Jüdinnen und Juden unter dem NS-Regime.

Jüdisches Leben in Deutschland heute? 

Am Ende des Programms blicken wir auf unsere Gegenwart. „Deutschland hat sich verändert. Das Leben für Jüdinnen und Juden in Deutschland hat sich verändert.“ Dieses bittere Fazit zog Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, ein Jahr nach dem bewaffneten Terrorangriff der HAMAS auf Israel. 2024 stiegen in Deutschland antisemitisch motivierte Straftaten sprunghaft an. Jüdinnen und Juden fühlen sich hierzulande nicht mehr sicher, beklagen fehlende Empathie in der deutschen Bevölkerung angesichts der getöteten und verschleppten israelischen Opfer. Wie die jüdische und israelische Community in Deutschland den Tag des Terroranschlags erlebte und wie sich seither der Alltag von Jüdinnen und Juden in Deutschland verändert hat, zeigt u.a. ein Text der Dramatikerin und Essayistin Sasha Marianna Salzmann. 

Den musikalischen Teil des Abends bilden Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy, Alexander Zemlinsky, Denès Agay, Jacques Ibert, Pavel Haas, u.v.m. 

Programmablauf zum Download (PDF)
Ausführliches Programmheft – Fassung mit Gesang (PDF

Hinweis für Veranstalter: Dieses Programm gibt es – alternativ – in einer Fassung mit Gesang (Mezzosopran). Die Musikauswahl beinhaltet dann auch jiddische Lieder, sowie unter anderem Werke von Gustav Mahler, Jacques Offenbach, Viktor Ullmann und Abraham Goldfaden. Bitte sprecht uns bei Interesse gerne an!