„Deutschland, siehst du das nicht…?“
Untergang der Weimarer Republik (1929-1933)
Texte u.a. von Kurt Tucholsky, Erich Kästner, Mascha Kaléko, Viktor Klemperer, Sebastian Haffner und Dorothy Thompson
Musik u.a. von Hanns Eisler, Kurt Weill, Erwin Schulhoff, Jean Françaix, Paul Juon, ebenso wie Swing und Schlager von Cole Porter oder den Comedian Harmonists
Rezitation: Roman Knižka
Dramaturgie: Kathrin Liebhäuser
Dauer des Konzerts: ca. 90 Minuten (mit Pause ca. 110 Minuten)

Bildnachweis: © Getty Images / Hulton Archive | Bild-Nr. 3324060
„Deutschland, siehst du das nicht?“ – der Titel greift eine eindringliche Zeile aus Kurt Tucholskys Gedicht „Deutschland, erwache!“ von 1930 auf. Es ist ein scharf formulierter Warnruf vor Radikalisierung, Gewalt und dem Zerfall demokratischer Normen. Vielleicht ahnte Tucholsky bereits, dass der Untergang der ersten deutschen Demokratie bevorstand: Weltwirtschaftskrise, Massenarbeitslosigkeit, soziale Not, politische Radikalisierung, Straßenschlachten, Notverordnungen und Präsidialkabinette prägten das Bild – die junge Republik taumelte unaufhaltsam ihrem Ende entgegen.
Und doch war dies auch eine Zeit kultureller Blüte. Brecht und Weill erfanden die Oper neu, Walter Mehrings „Der Kaufmann von Berlin“ löste einen Theaterskandal aus. Die Uraufführung von Erich Maria Remarques „Im Westen nichts Neues“ provozierte Nazi-Proteste, während Marlene Dietrich als Lola die Leinwand eroberte. Massen strömten zu Sportveranstaltungen, Boxweltmeister Max Schmeling wurde zur Ikone, die Großstädte feierten Rausch und Rebellion: Sex, Drogen, Charleston.
In ihrem neuen Programm begeben sich Roman Knižka und OPUS 45 in diese dramatische wie schillernde Schlussphase der Weimarer Republik – und knüpfen damit an ihr viel beachtetes Weimar-Programm „In diesem Land …“ zum Krisenjahr 1923 an.
Vom Tod Gustav Stresemanns bis zur Machtübernahme Hitlers verfolgt Roman Knižka die politischen und gesellschaftlichen Stationen dieses finalen Kapitels. Literarische Texte von Kurt Tucholsky, Erich Kästner und Mascha Kaléko treffen auf zeitgenössische Reportagen und Tagebücher – etwa von Viktor Klemperer, Sebastian Haffner oder Dorothy Thompson.
Ein regionaler Akzent beleuchtet zudem, wie die Menschen vor Ort – am jeweiligen Konzertort – die politischen Umbrüche dieser Jahre erlebten.
Das Bläserquintett OPUS 45 bildet die musikalische Vielfalt der Epoche ab – mit Werken von Hanns Eisler, Kurt Weill, Erwin Schulhoff, Jean Françaix und Paul Juon. Daneben erklingen Schlager und Tanzmusik jener Jahre – von Cole Porter bis zu den Comedian Harmonists.
Die Weimarer Republik war keine Totgeburt. Ihr Scheitern war nicht zwangsläufig. Am Ende des Programms steht daher die zentrale Frage: Welche Lehren ziehen wir heute aus dem Untergang der ersten deutschen Demokratie?